Oregon

Fahrzeit 6 Tage; insgesamt 600 km

An der Küste von Oregon verändert sich die Landschaft. Die Küste wird bergiger, die Ortschaften nehmen zu und die Versorgung unterwegs wird einfacher. Die 101 verläuft in Oregon immer an der Küste entlang, in einem ständigen auf und ab, teilweise mit kurzen, steilen Anstiegen und Abfahrten. Man hat immer wieder phantastische Ausblicke auf den Pazifik. Ein Highlight, das uns begeistert, ist die Signaleinrichtung an mehreren Tunnels an der Strecke. Als Radfahrer drückt man an der Einfahrt einen gelben Button und schon geht für die Autofahrer eine Blicklampe an, die dem Autofahrer zeigt, dass Radfahren im Tunnel sind. Und das im Autoland Nr. Eins. Erstaunlich.

Nach einer Nacht auf einem Campingplatz nahe Nehalem erreichen wir einen Tag später einen der schönsten Campgrounds der gesamten Strecke, den Cape Lookout State Park. Zuvor haben wir in Tillamook in einer großen Käserei unsere zuvor gepflückten Brombeeren mit köstlichen Eis der Käserei verspeist. Der State Park Cape Lookout ist ein riesiger Campground mit allem was des Herz begehrt: Duschanlagen, Läden, eigener Riesenstrand und einer tollen Einrichtung für Radfahrer. Die sogenannte Hiker-Biker-Side ist ein nur für Radfahrer abgeteilter Platz mit schönem Zeltstellplatz, einem Tisch, Grill und Holz für das abendliche Grillen. Auf diesem schönen Platz haben wir abends dann unsere Grillsteaks verspeist und ein paar Bier dazu getrunken.

Am nächsten Morgen klagte unser Freund Werner über leichte Bauchschmerzen und Übelkeit. Wir denken uns zunächst nicht viel dabei und starten in den Tag. In Pacific-City werden die Probleme bei Werner größer. Er klagt über zunehmende Bauchschmerzen und erbricht. Wir suchen einen Arzt auf. Dort sagt man uns, dass die Ärzte nicht vom Fach wären und ruft den Rettungswagen. Werner wird mitsamt seinen Rad und dem Gepäck in den Rettungswagen geladen und in das 30 km weite Lincoln City in das dortige Hospital gebracht. Wir folgen total geknickt und sorgenvoll dem Auto nach Lincoln City. Dort lautet die Diagnose Darmverschluss und sofortige Notoperation. Jetzt wissen wir, dass die gemeinsame Traumtour nun zu Ende ist. Wie soll es nun weiter gehen?

Zu unserem Glück nimmt der Anästhesist Paul Palmer und seine Frau Kathleen mich und Martin am Abend mit in sein Haus. Am nächsten Tag besuchen wir Werner gegen Mittag in der Intensivstation. Er macht schon einen besseren Eindruck und ist schon aufgestanden und ein wenig herumgelaufen. Der operierende Arzt Michael Egan erklärt uns, was da passiert ist. Nachdem wir mit Werners Frau in Deutschland telefoniert haben, geht es uns beiden besser. In der Zwischenzeit sind Martin und ich umgezogen und wohnen nun bei Adriane, der Nachtschwester der Intensivstation. Wir sind sehr überrascht über die freundlichen und hilfsbereiten Amerikaner, die zwei wildfremde Menschen in ihr Haus nehmen.

Nach 3 Tagen kommen wir drei überein, dass Martin bei Werner bleibt und mit ihm nach Hause fliegt und dass ich die Tour fortsetzen werde. Da ich weiß, dass Werner in guten Händen ist und bald nach Hause darf, starte ich am Montag, den 14.08.2006 alleine in Lincoln City.

Da ich 4 Tage im Rückstand bin, muss ich die Tagesetappen ein wenig länger gestalten. Aber es ist zunächst eine Umstellung, alleine zu fahren, alles alleine zu besorgen, zu transportieren, nach dem Weg zu fragen usw. Es fällt mir recht schwer, zumal das Wetter sich ändert. Morgens herrscht hauptsächlich Nebel an der schönen rauen Küste mit den riesigen Sanddünen und es ist auch kalt. Das Alleinfahren mir schweren Beinen machts morgens keinen Spaß. Nachmittags, wenn der Nebel verzogen ist, geht es aufwärts und ich hole die vertrödelten km wieder auf. In Coos Bay finde ich in der Mittagszeit ein Lokal mit dem Schild "Deutsches Essen" . Ich esse Sauerbraten, aber ich würde sagen, ein Big Mac ist besser. Ich verlasse nun das landschaftlich schöne Oregon und komme an die kalifornische Grenze. Ich bin überrascht, dass eine keine Food-Control gibt, wie alle behaupten.